Sorgfältig
schminkt Carina sich, anschließend steht sie lange vor dem Kleiderschrank und
überlegt, bis sie sich für die hautenge Glitzerjeans und das bauchfreie Top,
darüber die Spitzenbluse entscheidet. Als er nicht pünktlich um zwanzig Uhr an der
Tür klingelt, sorgt sie sich. Hat er sie versetzt? Vielleicht findet er ihre
Freundin Anna mit ihren langen schwarzen Haaren attraktiver? Immer wieder läuft
sie im Zimmer auf und ab, bleibt am Fenster stehen und lugt hinter der Gardine
zum Fenster hinaus.
Endlich hält
sein Wagen vor dem Haus und er steigt aus. Sie lässt sich Zeit, als er
klingelt. Dafür akzeptiert sie sofort seinen ersten Vorschlag zum Italiener zu
gehen. Dort ist es voll, sie sind zu spät dran. In der Ecke vorm Klo bekommen
sie noch den kleinen Tisch. Normalerweise wird hier das Geschirr abgestellt.
Carina findet es gut, abseits zu sitzen. So können sie sich besser unterhalten.
Doch kaum hat der Kellner ihnen die Cola hingestellt, brummt sein Smartphone
und er liest die Mitteilungen. Carinas Frage beantwortet er zerstreut, weil er
gleichzeitig eine Antwort eintippt. Anschließend studiert er seine
eingegangenen E-Mails.
Gelangweilt
schaut sich Carina die Fotos an der Wand an. Würden sie weiter vorne sitzen,
könnte sie wenigstens die anderen Gäste beobachten. Soll sie ebenfalls ihr
Handy zücken? Sie hofft auf viele Retweets bei Twitter. Sie braucht unbedingt
noch 50 neue Follower, dann hat sie endlich Anna übertroffen. Aber sie ist doch
extra hierhergekommen, um Vincent kennenzulernen, also lässt sie ihr Handy
stecken.
Erst als der
Kellner die Pizza bringt, legt Vincent das Smartphone aus der Hand, schnell
greifbar neben den Teller.
„Wollen wir
gleich ins Kino gehen?“, fragt er. Carina nickt.
Vincent legt
Messer und Gabel aus der Hand und sucht im Internet nach dem Kinoprogramm. „Nebenan
läuft gleich ein Horrorfilm und eine deutsche Komödie. Im Cineklacks läuft der
neue Film mit Brad Pitt und noch so ein komischer französischer Film.“
„Die
Komödie“, sagt Carina. „Da können wir zu Fuß hingehen.“ Sie nimmt sich vor,
ganz eng neben ihm zu laufen, damit er gezwungen wird, seinen Arm um sie zu
legen.
Es klappt
wie gehofft. Gleich auf der Straße berühren sich ihre Schultern und Hüften und
er legt seinen Arm um ihre Schulter. Doch dann zückt er sein Smartphone und
telefoniert mit seinem Freund bis sie das Kino erreichen. Selbst in der Warteschlange an der Kasse surft
er bei Facebook. Er merkt gar nicht, wie sich Carina aus seinem Arm löst, als
ein paar Kinogäste an ihnen vorbei aus dem Saal drängen, und mit ihnen
gemeinsam das Kino verlässt.
©Annette
Paul