Sonntag, 13. Dezember 2015

Drei Weihnachtsengel



 Walter zappte durch die Programme. Musste denn überall so ein Weihnachtsmist kommen? Ihm war gar nicht nach Feiern zumute. Er beschloss, früh schlafen zu gehen. Im Schrank fand er eine Bohnensuppe. Die wärmte er auf. Früher hatte Gerda immer Karpfen gekocht. Aber heute?
Die Einladung seines Sohnes hatte er ausgeschlagen. Die kreischenden, schlecht erzogenen Enkel waren ihm zu anstrengend, der Tannenbaum ohne Lametta zu hässlich und die Würstchen mit Salat ließen keine festliche Stimmung aufkommen. Und seine Vorschläge für einen Gänsebraten, traditionellen Weihnachtsschmuck und Gedichtaufsagen der Kinder wurden schweigend übergangen. Seine Schwiegertochter hatte sichtbar aufgeatmet, als er ablehnte.
Am letzten Adventssonntag hatte ihn seine Schwägerin angerufen. „Gerdas Schmuck bekommst du nie!", hatte er sie angebrüllt und aufgelegt, bevor sie etwas sagen konnte.
Nach dem Tod seiner Frau hatte sie nämlich gefragt, ob sie den alten Familienring ihrer Mutter zur Erinnerung haben dürfte. Aber Walter wusste es besser. Sie wollte sich nur bereichern, dabei war Gerda kaum unter der Erde.
Walter füllte die Suppe in einen Teller und setzte sich an den Tisch vor dem Küchenfenster. Spenglers gingen mit ihren Kindern fort. Hoffentlich fuhren sie für ein paar Tage zu ihren Eltern. Die jungen Leute nahmen heute keine Rücksicht mehr auf die Alten. Den ganzen Tag lang schrien und tobten die Buben durch den Hausflur. Walter hatte sich schon öfter beschwert. Beim letzten Mal hatte Frau Spengler ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Vielleicht sollte er doch in ein Altersheim ziehen, da gab es wenigstens keine Kinder.
Walter wusch den Teller und den Topf ab. Dann stellte er das Radio an. Aber auch hier fand er nur Weihnachtssendungen. Er nahm die Zeitung; doch das meiste hatte er schon am Morgen gelesen.
Es klingelte. Walter erhob sich und schlurfte zur Tür. Auf dem Treppenabsatz standen die drei Spengler-Jungen, der Größe nach aufgereiht.
„Frohe Weihnachten!", piepste der Kleinste.
„Entschuldigen Sie, dass wir immer so laut sind", stieß der Große atemlos hervor und reichte ihm einen geschmückten Tannenzweig und eine Kerze.
„Wir wollen auch keinen Krach mehr machen", fügte der Mittlere hinzu und gab ihm ein in Weihnachtspapier verpacktes Geschenk.
Walter nahm es entgegen und fühlte einen Christstollen. Der Kleinste wedelte mit ein paar selbstgebastelten Weihnachtssternen vor seiner Nase herum.
Dann stimmten die Kinder ein Weihnachtslied an. Walter kamen die Tränen.
Die bisher angelehnte Tür der Nachbarwohnung öffnete sich und Frau Spengler trat in das Treppenhaus. „Frohe Weihnachten, Herr Lehmann. Es tut uns Leid, dass die Jungen immer so ungebärdig sind. Können wir Sie zur Entschädigung heute Abend zu uns bitten?"
Zu seiner eigenen Überraschung nahm Walter die Einladung an.


©Annette Paul

Sonntag, 6. Dezember 2015

Der Weihnachtsmann ist überflüssig



Jeden Tag öffnete der Weihnachtsmann seinen Briefkasten und hoffte auf viele Wunschzettel der Kinder. Doch jeden Tag fand er nur Reklamesendungen. Da wurden Lebensversicherungen angeboten,Weinsendungen angepriesen, Immobilienmakler zeigten Interesse an seiner kleinen Hütte in Lappland und Autohändler an seinem altersschwachen Ford Modell T.
Warum sandten ihm die Kinder nicht mehr ihre Wünsche? Gut, in den letzten Jahren war er enttäuscht von ihren anspruchsvollen Forderungen gewesen. Gesellschaftsspiele, Bücher und Kleidung reichte nicht mehr, nein, es wurde ein eigener Fernseher, neuste Smartphones und teure PCs gewünscht.
Seine Wichtel aus der Werkstatt hatte er längst in Rente geschickt. Sie hatten nichts mehr zu tun. Wer wollte noch selbstgestrickte Mützen und Handschuhe, Filzpantoffel oder  Bauklötze aus der Tischlerei? Selbst die Kekse, Lebkuchen und Christstollen galten als ungesund und wurden nur noch in geringen Mengen gegessen.
Trotzdem bedauerte er, dass er in den letzten Jahren weniger Wunschezttel erhielt. Und in diesem Jahr gab es überhaupt keine mehr, dabei war schon Dezember. Wie sollte er da die Wünsche noch erfüllen? Ob es überhaupt noch Wünsche gab?
Da er nichts zu tun hatte, setzte er sich an den PC und hackte sich bei den großen Internethändlern ein. Er staunte, während er nichts zu tun und längst seine Mitarbeiter entlassen hatte, schoben die Beschäftigten dieser Firmen Überstunden, um die vielen Wünsche innerhalb kürzester Zeit zu erfüllen. Keiner von den Kunden musste wie beim Weihnachtsmann bis Weihnachten warten. Der Weihnachtsmann raufte sich seine grauen Haare.
Sein alter Chefwichtel Waldemar hatte recht gehabt: „Gehen Sie auch in den Ruhestand“, hatte er gemeint. „Genießen Sie Ihr Leben ohne verzogene Gören und Eltern, die ständig mit einem Prozess drohen.“
Und Küchenwichtelin Gertrud meinte: „Chef, machen Sie im Süden Urlaub. Sie haben es nötig. Hier bei uns ist es doch immer so kalt und dunkel.“
So kam es, dass der Weihnachtsmann in diesem Jahr einen einzigen Wunsch erfüllte: Er reservierte einen Platz in einer exklusiven Ferienanlage in der Karibik.

©Annette Paul

Freitag, 4. September 2015

Wettbewerbsbeitrag bei Autoren des Monats




Alle können schon schwimmen, nur man selbst muss es erst lernen. Und wenn man es dann endlich kann, muss man auch noch springen und tauchen. Und wenn man sich nicht traut, wird man vielleicht ausgelacht. Aber es gibt Eltern, große Geschwister oder Freunde, die Mut machen und mit einem üben, bis man es kann. Aber wichtig ist doch vor allem, dass man nicht aufgibt und irgendwann Spaß am Spielen und Schwimmen im Wasser findet.
Die Gruppe AutorenNetzwerk führt jeden Monat den Wettbewerb Autoren des Monats durch, bei dem die Leser über die Texte abstimmen dürfen.
Ich habe meine kleine Mutmachgeschichte „Gib nicht auf,Marko“ eingereicht, obwohl die Leser hauptsächlich Erwachsene sind.

Donnerstag, 13. August 2015

Wunderbare Bilder



Endlich habe ich es geschafft, die schönen Tierbilder von Krisi Sz.-Pöhls in das Buch „Immer diese Menschen“ zu integrieren.
Bestimmt freuen sich die Leseanfänger, wenn sie zwischendurch Bilder anschauen dürfen und sich nicht ständig mit Buchstaben herumquälen müssen. Mir gefällt es jetzt recht gut.
Bild von Krisi Sz.-Pöhls
Bis zum 21.8.15 gibt es das Buch bei Amazon noch zum Einführungspreis von € 0,99. Später wird es dann 2,99 € kosten.