Sonntag, 7. Oktober 2012

Der Umzug 3



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Es riecht lecker nach Salami, Käse und Brot. Mein Hunger meldet sich. Bei dem Stress muss ich gut essen. Ich luge aus der Tasche. Rapunzel sitzt neben Rosenrot auf dem Fensterbrett und stopft sich eine Salami hinein.
„He, selbst essen macht dick“, sage ich.
„Und ich dachte, die Nervensäge ist im Laster“, sagt Picasso, Rapunzels Vater. Beleidigt drehe ich ihm den Rücken zu, zupfe aber gleich danach an Rapunzels Ärmel.
Sie reicht mir den armseligen Rest der Wurst. Immerhin folgt noch ein Stück Käse von Schneeweißchen. Und als auch noch Nachtigall mir etwas Brot spendiert, werde ich glücklich und satt.
„Käse und Wurst ist für Prinz ungesund“, sagt sie. Momentan hat sie einen Gesundheitsfimmel. Alle sollen möglichst Gemüse und Obst essen. Sie kauft nur noch Vollkornbrot und Vollkornnudeln. Mit dem Erfolg, dass die Kinder am Esstisch ganz wenig essen und sich anschließend beim Imbiss Pommes frites oder Döner kaufen. Manchmal holen sie auch Schokolade und Kekse aus dem Supermarkt. Trotzdem sind sie alle ganz schlank. Der einzige, der auf seine Figur achten muss, bin ich.
„Das kommt davon, dass du dich immer tragen lässt“, stichelt Picasso gern. Dabei muss ich bestimmt zwanzig Schritte machen, um bei einem Schritt von Rapunzel hinterherzukommen.
Nach dem Essen tragen die Kinder die Küchenstühle und den Esstisch hinunter. Nachtigall fegt und Picasso bringt den Müll weg. Anschließend schließen sie das Haus ab.
„Es kann losgehen!“, sagt Picasso.
Unser rot, gelb und grün angemalter VW-Bus steht vor dem kleinen Laster.
Rapunzel setzt sich hinter den Fahrersitz. Neben ihr sitzen die Zwillinge Rosenrot und Schneeweißchen. Winnetou fährt und Picasso thront auf dem Beifahrersitz. Die hinterste Bank ist umgeklappt und mit Gepäck vollgepackt. Auf den Koffern liegen Decken und Jacken, sodass man nicht nach hinten sehen kann. 
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