Nach langer Fahrt streckte sich Gerda. Das Dorf lag schön
herausgeputzt vor ihr. Extra für die Touristen hatte es am Wettbewerb „Mein
Dorf soll schöner werden“ teilgenommen.
Früher reichte die idyllische Lage am Waldrand in Seenähe schon aus, um
die Feriengäste anzulocken. Doch heute konkurrierte es hoffnungslos gegen die
Malediven und Seychellen.
Das alte reetgedeckte Fachwerkhaus mit den Geranien vor den
Fenstern erinnerte Gerda an die Kate ihrer Großmutter. Klein, alt und ziemlich verkommen. Aber
blitzsauber und immer mit reichlichen Blumenschmuck. Der Garten war ein wahres
Blütenmeer. So mancher Besucher blieb bewundernd vor dem üppigen Staudengarten
stehen. Sämtliche Ferien hatte sie dort verbracht. Enttäuscht, weil es wieder nur
aufs Dorf ging, statt nach Spanien oder Italien, wie bei ihren Freundinnen.
Gerda schloss ihr Auto ab und trat an das Bauernhaus heran.
Sie lächelte. Ihre Ferien auf dem Land waren beim Toben in Scheunen, Klettern
auf Bäumen und Baden im Bach mit den Nachbarkindern sicher spannender gewesen,
als in einem Hochhaus mit überfülltem Strand. Das hatte sie inzwischen
kennengelernt. Jetzt konnte sie das Dorfleben wieder richtig genießen.
©Annette Paul