Marie geht mit Mama in ein Kaufhaus.
Mama hat ganz viele Dinge auf ihrem Zettel, die sie einkaufen muss. Marie
bleibt beim Spielzeug stehen und schaut einer Eisenbahn zu. Die Lokomotive
fährt im Kreis, erst durch einen Tunnel und dann an einem Bahnhof vorbei. Ganz
lange steht Marie da.
Wo ist Mama? Erschrocken schaut Marie
nach rechts und links. Aber Mama ist nirgends. Marie läuft an den Regalen
entlang. In jeden Gang sucht sie. Sie ist schon ganz verzweifelt. Wie soll sie
Mama wiederfinden? Dicke Tränen rollen über ihre Wangen.
„Weine nicht. Ich bringe dir deine Mama
herbei, wenn du mir hilfst", sagt eine Stimme.
Marie blickt hoch. Sie dreht sich um
sich selbst. Da ist niemand.
„Hier im Regal", sagt die Stimme.
Vor ihr liegen ganz viele kleine
Puppen. Eine Puppe trägt ein glänzenden blauen Umhang und einen hellblauen
Schleier im Haar. Mit dem Stab in ihrer Hand winkt sie Marie zu. „Du musst uns
helfen", sagt die Fee.
„Ich bin viel zu klein", antwortet
Marie.
Die Fee schwebt zu Marie, setzt sich
auf ihre Schulter und streichelt sie.
„Doch, du kannst uns helfen. Nur du.
Schau, die Erwachsenen und auch die anderen Kinder können uns nicht
hören."
„Und was soll ich machen?" Marie
glaubt nicht, dass sie helfen kann.
„Meine Kameraden sind verzaubert. Sie
können sich nicht mehr bewegen. Du musst den Hampelmann bei der Hexe
befreien", erklärt die Fee.
Marie trägt die Fee auf ihrer Hand und
läuft weiter, vorbei an den Spieluhren. Eine Uhr spielt „Kommt ein Vogel
geflogen". Marie singt mit und tanzt dazu.
„Die Kleine ist aber niedlich",
sagt eine ältere Dame zu einer Verkäuferin. Die Verkäuferin beugt sich zu Marie
hinunter und fragt: „Bist du alleine hier?"
„Ich habe meine Mama verloren."
Marie schluckt wieder.
Die Verkäuferin bringt Marie zur Kasse.
Da steht eine große Frau mit roten Haaren und goldenen Ringen in den Ohren. Sie
schaut Marie böse an.
„Geklaut wird hier nicht."
„Ich habe nicht geklaut." Marie
kommen die Tränen. Die Puppe hält sie ganz fest in ihrer Hand.
„Sie ist verlorengegangen", sagt
die Verkäuferin.
„Gib die Puppe her."
Marie legt die Fee auf den
Verkaufstisch.
„Wie heißt du?", fragt die
Rothaarige.
„Marie."
„Und weiter?"
„Marie."
Hinter der Kasse steht ein Papierkorb.
Der Deckel ist nicht richtig zu und Marie sieht durch einen Spalt einen
Hampelmann im Papierkorb liegen.
„Du hast doch einen Nachnamen",
herrscht die Hexe sie an.
Marie fängt an zu weinen. Sie schluchzt
ganz laut. Kann ihr die Fee nicht helfen? Aber die Puppe liegt starr auf dem
Tisch.
„Lassen Sie das Kind in Ruhe",
schimpft die ältere Dame.
Marie zeigt auf den Papierkorb.
„Ich will den Hampelmann." Ganz
leise flüstert sie es. Aber die Rothaarige versteht es trotzdem.
„Erst klaust du die Puppe und dann
..." Die Hexe bekommt ein rotes Gesicht. Es ist fast so rot wie ihre
Haare.
„Bitte, Frau Brocken, der Hampelmann
ist doch kaputt. Er ist nur noch Müll."
„Die Puppe bezahle ich." Die
ältere Dame legt einen Geldschein auf den Verkaufstresen. „Und jetzt lassen Sie
endlich die Mutter ausrufen."
Die Verkäuferin telefoniert. Anschließend
bückt sie sich und holt den Hampelmann aus dem Mülleimer.
„Da!" Sie reicht ihn Marie.
Die Hexe sagt nichts mehr.
„Deine Mama kommt gleich“, fügt die
Verkäuferin hinzu, bevor sie zu einem Kunden eilt . Hinter ihr fängt das
Spielzeug an zu reden und zu lachen. Eine Puppe steht auf und tanzt mit dem
Teddybären. Der Clown schlägt Purzelbäume und die Autos veranstalten ein
Wettrennen.
„Ich habe doch gesagt, du kannst uns
helfen", sagt die Fee und zwinkert Marie zu.
„Du warst sehr tapfer", sagt der
Hampelmann und hebt Arme und Beine hoch.
„Sprecht ihr weiterhin mit mir?",
fragt Marie.
„Solange du uns brauchst, ja. Aber nur,
wenn wir alleine sind", sagt die Fee und schwingt ihren Zauberstab.
Neben der Rolltreppe funkeln bunte
Sterne und als sie verblassen, steht Mama da.
„Marie, ich habe dich schon überall
gesucht", sagt Mama und nimmt Marie in ihre Arme.