Wie gewohnt verdrängte Gerhard den
Gedanken. Was hätte er schon tun können? Und was half es, jetzt darüber
nachzugrübeln? Was geschehen war, war geschehen. Fluchend knallte er das Buch
auf den Tisch. Er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Immer wieder
erschienen die Bilder vor seinem geistigen Auge.
Genervt schaltete Gerhard den
Fernseher an. Ein Bericht über Afrika. Er zappte weiter, ein Krimi mit einem
Farbigen. Gab es denn nichts Neutrales? Die Erinnerungen drängten sich
machtvoll auf, ließen sich nicht mehr wegschieben. Damals auf dem Bahnhof, als
ein Farbiger verprügelt wurde und alle wegschauten. Auch er. Der Junge hatte
ihn hilfesuchend angesehen, Augenkontakt gesucht. Doch Gerhard konnte sich
nicht einmischen. Drei gegen einen! Und sie waren mit Baseballschlägern und
Fliegerstiefeln bewaffnet gewesen. Die anderen Passanten waren gleich
weitergeeilt, hatten so getan, als ob sie nichts bemerkten. Nur er hatte kurz
gezögert. Als aber zwei der Schläger ihn drohend anblickten und der eine auch
noch mit seinem Baseballschläger spielte, ging Gerhard weg.
Als er sich sicher glaubte, drehte
er sich um. Vom anderen Ausgang liefen Polizisten auf die Gruppe zu. Die Männer
flüchteten, ließen ihr Opfer regungslos am Boden zurück. Also hatte jemand
Hilfe herbeigerufen. Gerhard fühlte sich beschämt. Hätte er bloß die anderen
überredet, gemeinsam mit ihm vorzugehen. Aber was hätte das schon genützt?
Unbewaffnete Männer gegen so einen Schlägertrupp.
Endlich fand Gerhard eine Comedy.
Genau das Richtige, um sich abzulenken.