„Volker, wach auf“, ungeduldig rüttelte Inka ihren Mann.
Schlaftrunken wehrte er ab.
Aber Inka ließ nicht nach.
„Was ist denn?“, langsam kam Volker zu sich.
„Hör doch, da ist was“, wisperte Inka.
Volker lauschte. Tatsächlich. Er hörte halblaute Stimmen.
„Vorhin splitterte etwas“, flüsterte Inka.
Volker stand auf, ging zum Fenster und spähte durch die Gardine.
„Im Radiogeschäft sind Einbrecher, das ist Licht von einer Taschenlampe“, sagte er mit gedämpfter Stimme.
„Geh vom Fenster weg. Hoffentlich haben sie dich nicht gesehen“, sorgte sich Inka.
Volker duckte sich sofort. Vorsichtig lugte er über das Fensterbrett.
„Sollen wir die Polizei rufen?“, fragte Inka.
„Damit wir nicht mehr auf die Straße können? Die verpassen uns doch eine Abreibung“, warnte Volker.
„Aber die Polizei sagt denen doch nicht, wer angerufen hat“, widersprach Inka und wickelte sich fester in ihre Decke.
„Das bekommen die schon heraus. Spätestens, wenn wir vor Gericht als Zeugen aussagen müssen.“ Volker klang zynisch.
„Und wenn wir anonym ...?“
„Dann kommt die Polizei gar nicht erst.“
„Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen“, meinte Inka. Krampfhaft suchte sie nach einer Lösung.
„Sollen doch die Nachbarn anrufen“, schob Volker die Verantwortung von sich.
Auf allen Vieren kroch er zurück ins Bett.
Ängstlich drängte sich Inka an ihn. Zitternd lag sie da, bis sie schließlich ein Auto wegfahren hörte.
Jetzt traute sich Volker wieder an das Fenster. Doch diesmal lag die Straße still da.
Beruhigt legte er sich ins Bett. Endlich konnten sie weiterschlafen.
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Warm und trocken
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und in:
Angsthasen, Hrsg. Cornelia Eichner, Ine's Jaccobie, Geest-Verlag 2001.