„Mama, Fredy geht zum Tanzen“, schreit Anna und
läuft Mama entgegen.
Mama umarmt sie. „So, so, schön“, murmelt Mama und
hilft Anna in die Schuhe hinein.
„Mama!“
Mama schaut nicht auf. Sie schnürt die Schuhe zu.
Anschließend zieht sie Anna die Jacke an.
„Mama, ich will auch tanzen.“
Mama bückt sich und hebt den Rucksack auf.
„Mia und Sarah kommen auch mit.“
„Habt ihr die Laternen fertig gebastelt?“, fragt
Mama.
„Nein, ich muss sie noch zusammenkleben. Aber die
Fenster sind fertig.“
„Der Laternenumzug wird bestimmt schön.“ Mama
nimmt Anna an die Hand und gemeinsam gehen sie nach Hause.
Daheim läuft Anna zu Papa und fragt ihn: „Darf ich
tanzen gehen?“
Papa liest Zeitung. Ohne aufzusehen sagt er: „Wenn
du willst.“
Anna dreht sich zu Mama um. „Mama, ich darf mit
Fredy zum Tanzen gehen.“
In den nächsten Tagen bettelt Anna so lange, bis
Mama Fredys Mama fragt. Ganz lange unterhalten sich die beiden. Mama macht ein
ernstes Gesicht. Anna hält es vor Spannung kaum aus. Doch bevor sie nach Hause
gehen, spricht Mama noch mit Mias Mama. Jetzt lächelt sie.
Endlich gehen sie nach Hause. Anna hüpft an Mamas
Hand die Straße entlang.
„Fredys Mama holt mich morgen Nachmittag ab. Dann
gehen wir tanzen“, sagt Anna.
Mama bleibt stehen. Sie schaut Anna ernst an.
„Anna, Fredys Eltern haben viel Geld und Fredy hat keine Geschwister. Die
Tanzschule ist sehr teuer. So viel Geld haben wir nicht.“
„Doch, Papa hat ganz viel Geld. Die ganze Börse
voll.“ Anna stampft mit dem Fuß auf. „Ich will auch tanzen.“
„Mausi, mit dem Geld muss Papa die Wohnung
bezahlten und die Heizung und das Brot und die Milch. Und wir brauchen viel
mehr Brot und Milch, weil wir drei Kinder haben und nicht nur eins.“
Anna ist traurig. Dicke Tränen schwimmen in ihren
Augen und rollen schließlich über ihre Backen hinunter. „Aber Sarah und Mia
gehen auch hin. Und Mia hat sogar drei Schwestern.“ Mama kann kaum verstehen,
was Anna sagt, so laut schluchzt sie.
Mama nimmt sie in ihre Arme. „Mein armer Schatz.
Es geht wirklich nicht. Es ist eine ganz, ganz teure Schule.“ Sie küsst Annas
Tränen weg. Und als Anna nicht mehr weint, sagt sie: „Mia geht auch nicht in
Fredys Tanzschule. Sie geht in den Sportverein. Da kann sie auch tanzen. Mias
Schwester ist schon dort.“ Sie drückt Anna noch einmal fest. Dann nimmt sie
Annas Hand und sie laufen weiter. „Vielleicht geht Sarah auch dorthin. Ihre
Mama will es sich anschauen.“
Jetzt ist Anna getröstet. Wenn Mia und Sarah dort
hingehen, dann ist es in Ordnung. Und sie geht auch hin.
©Annette Paul