Achim gab Gas. In zwei Stunden sollte er seinen Vortrag
halten. Er war viel zu spät losgekommen. Für Caprice hatte er noch Viren auf
dem PC löschen, seinen Sohn Maximilian zur Lan-Party fahren und mit seinem Chef
telefonisch Verkaufszahlen für die Präsentation abgleichen müssen.
Ungeduldig blinkte er das Auto vor ihm an. Musste der so
trödeln? Bei der nächsten Ausweichbucht ließ ihn der Fahrer vorbeibrausen. Es
half nichts, zwei Kilometer weiter stieß er auf eine Schafherde, die die Straße
überquerte. Er brachte seinen Wagen gerade noch zum Stehen. Fluchend schlug er
in das Lenkrad. Verdammt, das nahm kein Ende. Er stieg aus.
Der Schäfer nickte ihm zu. „Genießen Sie die Pause.“
Achim wollte eine saftige Antwort geben. Aber er bekam keine
Luft mehr. Das Blut schoss ihm wieder in den Kopf und der Druck nahm zu.
Keuchend stand er da und beobachtete die Tiere.
Er schaute auf die Berge, den Wald, den Bach.
„Toller Schlitten“, sagte der junge Hirte.
„Wollen Sie ihn haben?“ Achim reichte ihm den Schlüssel.
Wortlos gab der Schäfer Achim seinen Mantel und die
Hirtentasche und stieg in den Wagen.
Achim zog mit den Schafen auf den Berg, setzte sich auf
einen Stein und entlockte der Panflöte des Hirten herzerweichende Töne.
© Annette Paul