Rapunzel bringt
mit Mara Tim nach Hause. Henny ist heute gleich nach der Schule zu ihrer Oma
gefahren. Sie stehen eine Weile vor der Gartenpforte und unterhalten sich, dann
gehen sie weiter. Bei der Bushaltestelle springt ein langhaariger Hund über die
Straße und läuft kläffend zu einem kleinen Jungen, der mit seinem Roller
vorbeifährt. Die ganze Zeit wackelt der Schwanz des Hundes hin und her. Der
Junge dreht sich um und rollert uns hastig entgegen. Dabei verliert er das
Gleichgewicht, fällt hin und bleibt weinend auf dem Fußweg liegen. Und dieses
wilde Hund kommt immer näher. Ich kann es nicht mehr sehen und verstecke mich
in Rapunzels Pulli.
Rapunzel rennt
los.
Sie kniet sich
bei dem Jungen hin. „Hast du dir weggetan?“, fragt sie.
Dabei kommt
dieser schreckliche Hund immer näher und näher. Sein Bellen dröhnt in meinen
Ohren.
„Rapunzel, steh
auf und lauf weg!“, flehe ich. Doch meine Prinzessin hört nicht. Im Gegenteil,
sie zieht den Jungen hoch. Dabei ist dieses Wischmopp auf vier Beinen schon
fast bei uns. Wütend fletscht er die Zähne. Seine langen Stirnhaare sind mit
einer Haarspange auf seinem Kopf zusammengebunden, damit er überhaupt etwas
sehen kann. Kein Wunder, dass er so bösartig ist. Wenn ich so albern aussehen
würde, wäre ich auch wütend.
„Beeil dich“,
kreische ich. Doch Rapunzel beachtet den Hund gar nicht, sondern tröstet immer
noch den kleinen Jungen.
Gleich erreicht
uns dieses Ungeheuer und beißt Rapunzel. Aufgeregt laufe ich auf ihren
Schultern hin und her. Ich muss etwas tun. Kurz bevor er Rapunzel etwas antut,
springe ich todesmutig hinunter und stelle mich ihm in den Weg.
„Wage es nicht,
meine Prinzessin zu beißen“, drohe ich ihm. Und wirklich, überrascht stoppt er
ab. Dann nähert er sich mir drohend. Immerhin ist er erst einmal abgelenkt.
Doch seine Zähne sind riesig und verspeisen lassen will ich mich nicht. Ich
schlage also einen Haken um den liegenden Roller, nehme Anlauf und springe auf
seinen Rücken.
Damit ich nicht runterfalle, kralle ich mich
in seinem Fell fest. Davon ist mehr als genug da. Dann arbeite ich mich zu
seinem Kopf vor. Ich will in sein Ohr beißen. Ganz schaffe ich es nicht bis
dorthin, denn jetzt schnappt der Kerl völlig über. Er dreht sich im Kreis und
knurrt und rollt die Augen.
„Hilfe! Holt
denn keiner die Polizei?“ Mir wird langsam schwindelig.
„Prinz, spring ab“, ruft Rapunzel. Einfacher gesagt
als getan. Wenn ich springe, frisst mich der Kerl doch gleich. Und als
Nachtisch sicher auch noch Rapunzel. Außerdem dreht sich alles vor meinen
Augen.Leseprobe aus "Rattenprinzessin Rapunzel" von Annette Paul mit Illustrationen von Krisi Sz.-Pöhls, erhältlich bei Amazon,